- Das Robotik-Wachstum erreicht nach der Pandemie auch neue Bereiche wie die Logistik und den Einzelhandel und gewinnt durch die verstärkte Produktion von E-Fahrzeugen weiter an Fahrt
- Der Einsatz von Robotern erfordert neue Qualifikationen und Kenntnisse, die eine entsprechende Ausbildung und Schulung voraussetzen
- Marc Segura, neuer Leiter der globalen Robotics-Division von ABB, skizziert die wichtigsten Robotik-Trends für 2022
Weil Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen nach neuen Möglichkeiten suchen, um ihre Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit nach der Pandemie zu steigern, wächst die Nachfrage nach Robotern. ABB hat eine Reihe von Wachstumsprognosen erstellt und dabei bedeutende Trends identifiziert, die den Robotik-Bedarf im laufenden Jahr bestimmen werden.
„Die Pandemie hat einige weitreichende globale Megatrends beschleunigt – vom Arbeitskräftemangel und der Unsicherheit in der Lieferkette über den Wunsch der Kunden nach mehr Individualisierung bis hin zum wachsenden Druck, nachhaltiger und flexibler produzieren zu müssen. Dies veranlasst immer mehr Unternehmen dazu, auf robotergestützte Automatisierung zu setzen“, sagt Marc Segura, neuer Leiter der globalen Robotics-Division von ABB. „Während die Technologie neue Möglichkeiten eröffnet, um Kundenanforderungen gerecht zu werden, werden weiterhin neue Trends in Bereichen für eine verstärkte Nachfrage sorgen, in denen traditionell keine Roboter zum Einsatz kamen.“
Auf der Basis von Kundengesprächen, Marktforschungen und einer weltweiten Umfrage unter 250 Unternehmen aus verschiedenen Branchen hat ABB drei Haupttrends identifiziert, die die Nachfrage nach Robotern im Jahr 2022 bestimmen werden.
Trend 1 – Die Revolution der E-Mobilität sorgt für weitreichende Veränderungen in der Automobilindustrie
Da viele Länder die Produktion von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren in den kommenden zehn Jahren herunterfahren oder ganz einstellen wollen, gewinnen Elektrofahrzeuge zunehmend an Bedeutung. Hersteller und ihre Lieferketten sind mit einer komplexen Diversifizierung konfrontiert, die sowohl E-Fahrzeuge als auch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor einschließt, um die unterschiedlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Einführung von E-Fahrzeugen auf der ganzen Welt zu erfüllen. Die dazu erforderliche Geschwindigkeit und Flexibilität werden sowohl neue als auch etablierte Hersteller veranlassen, der traditionellen linearen Fertigung den Rücken zu kehren und sich einer modularen, flexiblen Produktion zuzuwenden.
„Bei E-Fahrzeugen geht es nicht nur um eine Anpassung des Antriebsstrangs, sondern um eine bedeutende Transformation hin zu einem digitalisierten Auto. Im Zuge dieses Wandels werden auch zunehmend Roboter in Kombination mit anderen Technologien, einschließlich autonomer mobiler Roboter (AMR), zum Einsatz kommen. Dies bietet Herstellern die Möglichkeit, die Bereitstellung von Komponenten anlagenübergreifend zu optimieren sowie integrierte, skalierbare und modulare Produktionszellen zu nutzen – Verfahren, die traditionell eher mit E-Commerce und Konsumgütern in Verbindung stehen, aber nun in der Automobilindustrie benötigt werden, um die erforderliche Flexibilität für eine sich stets verändernde Nachfrage sicherzustellen“, erklärt Marc Segura.
Eine weitere bedeutende Veränderung ist die Verlagerung der Batterieherstellung in die Nähe der Fahrzeugmontage, um Nachhaltigkeitsziele zu erfüllen und regionale Vorschriften einzuhalten. Hierzu sind in den meisten Fällen völlig neue Anlagen erforderlich.
Trend 2 – Der E-Commerce-Boom nimmt weiter zu
Die gestiegenen Konsumentenerwartungen veranlassen Unternehmen dazu, neue Wege zur Deckung der Nachfrage zu finden, neue Kanäle für den Omnichannel-Handel zu entwickeln und Produktionslinien und Vertriebsprozesse so anzupassen, dass personalisierte Produkte fristgerecht zugestellt werden können. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, wurden weltweit bereits Tausende von Robotern dort installiert, wo noch vor fünf Jahren kein Roboter im Einsatz war. Angetrieben durch aktuelle Verbrauchertrends und den wachsenden Arbeitskräftemangel wird sich diese rasche Intensivierung der Automatisierung im Jahr 2022 fortsetzen.
„Dieser Trend wird zu einer Zunahme leichterer, kleinerer Robotik-Anwendungen führen, die die Expansion der Automatisierung in neue Bereiche der Lagerhaltung und Distribution ermöglichen. Während sich die künstliche Intelligenz (KI) in der Robotik stetig weiterentwickelt und sich selbstlernende Roboter zunehmend etablieren, können diese Technologien zusammen mit AMR-Lösungen eingesetzt sowie durch intelligente Software koordiniert und gelenkt werden, um eine höhere Flexibilität, Geschwindigkeit und Effizienz zu erreichen“, so Marc Segura weiter.
Trend 3 – Mehr Roboter kommen an mehr Orten zum Einsatz, und Mitarbeitende benötigen neue Kompetenzen
Kleine, erschwingliche und nutzerfreundliche Roboter wie die Cobots YuMi®, GoFa™ und SWIFTI™ von ABB helfen dabei, viele der Hürden zu beseitigen, die Unternehmen bisher davon abgehalten haben, in Robotik zu investieren. Das Ergebnis ist ein vermehrter Einsatz von Robotern in der allgemeinen Industrie und in kleinen und mittleren Unternehmen, da dort neue Möglichkeiten zur Automatisierung verschiedener Aufgaben gesucht werden.
„Über 2022 hinaus sehen wir, dass Konnektivität und Datenerfassung immer mehr in den Vordergrund rücken und zu den wichtigsten Faktoren für die Fertigung der Zukunft gehören. So werden Hersteller in der Lage sein, die Daten aus intelligent automatisierten Prozessen zu analysieren, um fundiertere Entscheidungen zu treffen. Gleichzeitig werden fortschrittliche und reaktionsschnelle Softwaretools für die Simulation und Programmierung, wie sie auch in RobotStudio® von ABB zur Verfügung stehen, den gesamten Roboter-Lebenszyklus – von der Inbetriebnahme bis hin zum laufenden Betrieb – abdecken und die Automatisierung mithilfe von AR- und VR-Tools vereinfachen“, betont Marc Segura.
Die Möglichkeit, dass Roboter direkt neben Menschen arbeiten, Aufgaben teilen und mithilfe von KI lernen können, macht es für Unternehmen ebenfalls leichter, eine intelligente Automatisierung in neuen Bereichen wie dem Bauwesen, medizinischen Laboren, Restaurants und dem Einzelhandel zu realisieren.
In einer Zukunft, in der Roboter an vielen Arbeitsplätzen zum Einsatz kommen, müssen Mitarbeitende neu geschult werden. Darüber hinaus ist eine intensivere Vermittlung von Robotik-Kenntnissen in Schulen und Hochschulen erforderlich, um die notwendigen Fähigkeiten zur Programmierung, Bedienung und Wartung von Robotern für eine automatisierte Zukunft auszubilden.
Ein Jahrzehnt der Veränderung
Die für 2022 skizzierten Trends bilden das jüngste Kapitel in der Transformation der robotergestützten Automatisierung, die von einer raschen Intensivierung der Robotik innerhalb der gesamten Industrie gekennzeichnet ist.
„Während es bei der Automatisierung bisher stets um Produktivität und Qualität – also skalieren und mehr erreichen – ging, zeigen uns die aktuellen Veränderungen (die größten innerhalb einer Generation), dass Flexibilität und Einfachheit für den Erfolg ausschlaggebend sind“, sagt Marc Segura. „Flexibilität ist heute essenziell – eine strategische Notwendigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Fertigung über die Logistik bis hin zum Verbraucher. Die robotergestützte Automatisierung ist ein Schlüsselfaktor auf dem Weg hin zur Flexibilität. Das Ziel von ABB ist es, unsere Kunden dabei zu unterstützen, diese Flexibilität zu erreichen und einen Mehrwert für ihr Geschäft zu schaffen. Mithilfe von Robotik, mobilen Robotern und Maschinenautomation – flankiert von digitalen Services und Schulungen – schaffen wir neue, innovative Möglichkeiten für unsere Kunden, um das Beste aus ihrer Investition herauszuholen.“