Ob unterwegs oder im Depot – nur wenn die Leistung an den Strom-Ladesäulen stimmt, kann die Energiewende im Schwerlastverkehr gelingen. Effizientes Lastmanagement wird dadurch zum alles entscheidenden Faktor. Eine gleichermaßen intelligente wie flexible Lösung bietet ABB mit OPTIMAX® Cloud for Heavy Vehicle Charging.
Bis 2050 will die EU klimaneutral werden. Für den Verkehrssektor bedeutet dies weitreichende Herausforderungen. Nach dem voraussichtlichen Aus für den Verbrennungsmotor bei PKWs ab 2035 hat die europäische Kommission zum Schutz der Umwelt nun auch schwere Nutzfahrzeuge ins Visier genommen. So sollen neue LKW und Busse ab 2030 bereits 45 Prozent weniger CO2 als noch vor 2019 ausstoßen. Im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) müssen neu zugelassene Stadtbusse ab diesem Zeitpunkt sogar rein elektrisch fahren.
Knackpunkt Ladeinfrastruktur
Klar ist: Der Umstieg auf alternative Antriebe steht und fällt mit dem Ausbau der entsprechenden Ladeinfrastruktur. Aus Sicht von Oliver Nauroth, Digital Sales Manager Energy Industries bei ABB, sei dies jedoch nur die halbe Miete: „Neben schnellen Ladesäulen muss ebenso gewährleistet sein, dass dort zu jeder Zeit ausreichend Strom zur Verfügung steht“, erklärt er. „Laden viele Fahrzeuge gleichzeitig, kann das Netz schnell an seine Belastungsgrenze stoßen.“

Und nicht nur das. Punktuelle Strom-Lastspitzen treiben die Netzentgelte immens in die Höhe. Im Fall einer Überlastung können sie zudem ernsthafte Schäden an der Infrastruktur verursachen. Peaks zu vermeiden, gestaltet sich jedoch insbesondere in den Depots von Logistik- und Fuhrunternehmen alles andere als einfach. Die LKWs fahren in der Regel zu Schichtbeginn vom Hof und kehren kurz vor Feierabend wieder in den Fuhrpark zurück. Ihren Strom für die nächste Tour beziehen sie überwiegend nachts.
Maximal verfügbare Leistung
„Intelligentes Lastmanagement kann Spitzenlasten um etwa 55 Prozent reduzieren“, ist Oliver Nauroth überzeugt. Grundlage sind innovative Technologien für das Energiemanagement wie OPTIMAX® Cloud for Heavy Vehicle Charging von ABB. Mit Hilfe der Smart Charging-Lösung lassen sich die Ladevorgänge automatisiert überwachen und vorausschauend steuern. Das vernetzte System weiß, wann welcher LKW das Depot verlassen muss, und priorisiert in Echtzeit entsprechend die Fahrzeuge an den Ladestationen – auch standortübergreifend. Unterm Strich bedeutet das: maximale E-Flottenverfügbarkeit bei geringeren Stromkosten – sei es in kleinen Logistikunternehmen, Hauptverteilzentren oder in den Busdepots städtischer Verkehrsbetriebe.

Laden nach Fahrplan
Im ÖPNV nehmen bereits viele Städte Kurs auf einen CO2-freien Nahverkehr und lösen sukzessiv ihre dieselgetriebenen Busflotten durch klimafreundliche E-Fahrzeuge ab. Unter ihnen der Reutlinger Stadtverkehr (RSV) und der Nahverkehr Schwerin (NVS). Damit deren Busse trotz 24/7-Taktung vor jeder Fahrt möglichst kosteneffizient und umweltschonend aufgeladen sind, steuert OPTIMAX® Cloud for Heavy Vehicle Charging vollautomatisiert die Energieflüsse an den Stationen. Die ABB-Lösung berücksichtigt hierbei nicht nur die aktuellen Fahrpläne. Um die Traktionsbatterie zu entlasten, werden die Busse auch bereits an den Ladepunkten vorkonditioniert, so dass sie Sommer wie Winter wohltemperiert vom Hof rollen.
Integration erneuerbarer Energien
Ein weiterer Pluspunkt: Das vernetzte Lastmanagement integriert und optimiert sämtliche Energieströme: Von der Erzeugung über die Speicherung bis zum Verbrauch. Sind Photovoltaik-Kollektoren auf dem Depotdach installiert, werden die Busse dank Ökostrom besonders umweltschonend geladen. Das intelligente System kennt den Verbrauch und beachtet Wetterprognosen. Überschüssig produzierte Energie lässt sich für weniger sonnige Tage einspeichern oder in das öffentliche Netz einspeisen.

Dynamische Strompreise
Selbst tagesaktuelle Strompreise am Markt kann OPTIMAX® in seine Planung einbeziehen. Laut Oliver Nauroth wird dieser Aspekt in der Energieversorgung zukünftig immer wichtiger werden: „Während hierzulande noch Verträge mit festen Stromtarifen die Regel sind, bestimmen in anderen europäischen Ländern schon längst Angebot und Nachfrage die zu zahlenden Entgelte.“ Um kosteneffizient zu wirtschaften, sollten Ladevorgänge dann möglichst zu Zeiten stattfinden, in denen die Preise besonders niedrig sind, so der Experte. Darüber hinaus müssen sich die Unternehmen über kurz oder lang auf Leistungslimits einstellen, die ihnen Stadtwerke und Energieversorgungsunternehmen zuweisen. Schon heute bietet das smarte Lastmanagement von ABB alle dafür erforderlichen Funktionen und Protokolle.
Megawatt Charging-System
Die Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs hat gerade erst begonnen. Anfangs wird sich der Ausbau der erforderlichen Ladeinfrastrukturen maßgeblich auf die Depots beschränken, ist sich Oliver Nauroth sicher. Auf den Betriebshöfen verfügen die LKWs und Busse über ausreichend Zeit, mit einer Leistung von 150 Kilowatt oder weniger zu laden. Doch insbesondere in der Langstreckenlogistik sind mittelfristig Ladeparks im öffentlichen Raum unerlässlich: sei es entlang der Autobahnen oder nahe der Logistikzentren. „Im Rahmen der neuen Megawatt Charging-Systeme fließen dann innerhalb kurzer Zeit extrem hohe Energiemengen“, sagt der ABB-Experte. „Unabdingbare Voraussetzung dafür ist ein flexibles, skalierbares und intelligentes Lastmanagement.“