Es ist Samstagvormittag. Wie jede Woche sitzt Leopold Dreyling in seinem Klassenzimmer im Heinz-Nixdorf-Berufskolleg in Essen. Auf dem Stundenplan stehen Themen wie betriebliches Management, Informations- und Automatisierungstechnik. Seit 2019 bildet sich der 25-Jährige berufsbegleitend zum staatlich geprüften Techniker in Elektrotechnik weiter. Der Lehrgang dauert insgesamt vier Jahre. Außer samstags besucht er Montag- und Dienstagabend den Unterricht.
Ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb
Seine Karriere begann Leopold Dreyling mit einer Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik bei der ABB Gesellschaft für Mittelspannung (ELDS). Jungen Menschen, die sich wie er für einen technischen Beruf interessieren, kann er den ABB Standort Ratingen als Ausbildungsstätte bestens empfehlen. Denn nicht nur die Qualität der Lehrinhalte und das moderne Equipment in der Ausbildungswerkstatt seien ausgezeichnet, sondern allem voran der wertschätzende Umgang mit den Azubis. „Während meiner Ausbildung zum Elektroniker habe ich verschiedenste Abteilungen durchlaufen und somit den ganzen Standort kennengelernt“, berichtet Leopold Dreyling. Sein positives Resümee: „Von meinem Netzwerk aus dieser Zeit profitiere ich noch heute.“
Analysieren, planen, entwickeln
Nach Abschluss der Elektronikerausbildung arbeitete er als Qualitätsendprüfer für gasisolierte Schaltanlagen. Infolge von Umstrukturierungen in seiner Abteilung machte Leopold Dreyling sich Gedanken über seine Zukunft im Unternehmen „Ich suchte nach mehr Eigenverantwortung und Aufgaben in Produktmanagement und -entwicklung.“ In der Servicewerkstatt für Leittechnik der ABB AG Ratingen hat er beides gefunden.
Dort ist er nun als Produktmanager für das EvolutionKit zuständig. Er erstellt Angebote und Marketingunterlagen, plant zusammen mit den Kunden und ABB Projektteams die Migration ihrer verfahrenstechnischen Anlagen auf die aktuelle I/O-Infrastruktur, optimiert die Prozesse und koordiniert die Lieferanten. Am meisten an seiner Arbeit schätzt er die Vielseitigkeit der Aufgaben. Dass er zusammen mit dem Team der Servicewerkstatt für Leittechnik nun mit Reparaturen, Aufarbeitungen und dem EvolutionKit den Lebenszyklus der Produktionsanlagen verlängert und damit zu mehr Nachhaltigkeit in den Industrieunternehmen beiträgt, freut ihn besonders. Denn: Verantwortungsvoll mit Ressourcen umzugehen, ist aus seiner Sicht in der heutigen Wegwerfgesellschaft wichtiger denn je.
Mentoring sicherte Wissenstransfer
Als große Bereicherung empfand es Leopold Dreyling, in den ersten beiden Jahren in der Servicewerkstatt einen erfahrenen Mentor an seiner Seite gehabt zu haben. „Von meinem Kollegen habe ich sehr viel gelernt“, betont er. „Seine Produktkenntnisse und sein Wissen über Entwicklungsprozesse haben mir bei der Bewältigung der vielfältigen Aufgaben oft weitergeholfen.“ Gleichzeitig habe er durch ihn spannende Einblicke in die Welt der Produktentwicklung erhalten. Mittlerweile ist der Entwicklungsingenieur im Ruhestand. Kontakt haben die beiden noch immer. Wenn sie telefonieren, berichtet Leopold Dreyling über die Fortschritte mit dem Produkt. In das hatte der ehemalige Kollege während seiner Zeit bei ABB viel Herzblut investiert.
Mit dem Technikerprojekt zum Produktentwickler
Als dann im Rahmen seiner Weiterbildung die obligatorische Projektarbeit ansteht, steigt Leopold Dreyling selbst in die Weiterentwicklung des von ihm betreuten EvolutionKits ein, mit dem Ziel die I/O Infrastruktur eines weiteren Prozessleitsystems von ABB in die aktuelle I/O Generation migrieren zu können. Und das mit Erfolg. Dass er dadurch nicht nur viele neue Aspekte rund um das Produkt kennenlernt, sondern für die CE-Zertifizierungen auch in engem Austausch mit den Research und Development-Teams in Schweden und der Schweiz steht, reizt ihn besonders daran.
Mehrfachbelastung meistern
Nach wie vor erfordere die berufsbegleitende Weiterbildung viel Disziplin, wie Leopold Dreyling berichtet. Sein Kurs sei mit rund 60 Teilnehmenden gestartet. „Mittlerweile sind wir nur noch knapp über 20.“ Vollzeitjob, Unterricht und Lernen lassen wenig Zeit für andere Dinge. „Früher habe ich täglich Sport getrieben“, erzählt der Produktmanager. Durch die Abendschule sei das aktuell nicht machbar. Ganz darauf verzichten will Leopold Dreyling trotzdem nicht, denn die sportliche Bewegung ist Ausgleich pur zum Schreibtischjob und dem abendlichen Pauken.
Trotz der Mehrfachbelastung ist Leopold Dreyling froh, dass er den eingeschlagenen Weg gegangen ist. Und er denkt auch schon weiter. Wenn er das Fachschulexamen zum staatlich geprüften Techniker in der Tasche hat, will er sich zum technischen Betriebswirt weiterbilden.