Mit QR-Codes Frequenzumrichter, Elektromotoren & Co. eindeutig identifizieren

Künftig wird ABB ihre Frequenzumrichter und Motoren mit QR-Codes ausliefern. Im Interview erläutert Michael Klipphahn, R&D Manager Drives Digital Solutions bei ABB Motion, die Gründe und Hintergründe.

Frequenzumrichter, Elektromotoren sowie weitere Geräte und Apparate kommen in der Industrie in beträchtlicher Anzahl zum Einsatz. Um diese Produkte, mitsamt ihrer kompletten Historie in den Anlagen eindeutig identifizieren zu können, wurde die DIN SPEC 91406 „Auto-ID“ entwickelt. Was genau dahinter steckt, erläutert Michael Klipphahn, R&D Manager Drives Digital Solutions bei ABB Motion in Ladenburg.

Welche Funktionalitäten haben die neuen QR-Codes auf Produkten wie Frequenzumrichtern und Elektromotoren und welche Vorteile bringt ihr Einsatz mit sich?

Die neue DIN SPEC 91406 „Auto-ID“ sieht QR-Codes mit einer ID zur einfachen Identifizierung von Geräten vor. In jedem QR-Code wird eine herstellerunabhängige eindeutige ID encodiert, womit er nur einmal auf der Welt existiert. Das Gerät kann so zweifelsfrei identifiziert werden. Der Anwender kann damit beispielsweise Aufträge hinterlegen, die dem Servicetechniker mitteilen, wann Wartungsbedarf am Gerät besteht. Mithilfe eines Lesegeräts kann dieser dann das betreffende Gerät durch Scannen des QR-Codes ausmachen. Die automatische Identifikation von Geräten erleichtert auch das Referenzieren von Dokumenten sowie von Arbeitsaufträgen, zum Beispiel von Fremdfirmen. Die Geräte sind bei der Lieferung bereits markiert, womit schon beim Wareneingang die ID verwendet werden kann und nicht wie bisher eine separate Beschriftung während der Installation nötig ist.

Michael Klipphahn
Michael Klipphahn
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Zugleich stellt der QR-Code mit seiner eindeutigen ID das Portal zum digitalen Zwilling des spezifischen Produktes dar. Der digitale Zwilling steht für die umfassende Sammlung von Daten rund um ein Produkt. So kann man jederzeit den QR-Code scannen und auf den digitalen Zwilling mit allen verfügbaren Informationen zugreifen, darunter den Produktionszeitpunkt des Gerätes, Konstruktionsdaten, Modelle, Simulationen, seine Service-Historie et cetera, also auf seinen kompletten Lebenszyklus.

Was ändert sich für die Servicetechniker bei ihrer täglichen Arbeit?

Mithilfe der QR-Codes auf den Geräten können Servicetechniker neben den beschriebenen Vorteilen noch auf weitere Produktinformationen zugreifen. In einem ersten Schritt können sie bei der Wartung von Frequenzumrichtern und Motoren durch Scannen des QR-Codes die Webseite des entsprechenden Produktes aufrufen. Dort finden sie unter anderem die jeweiligen Handbücher, technischen Daten und Supportinformationen und werden durch interaktive Bedienungsanleitungen unterstützt. Auch für den Kunden ist es einfacher, bei eventuellen Rückfragen oder Supportanfragen an ABB das jeweilige Produkt zu referenzieren.

Werden moderne Condition-Monitoring-Lösungen genutzt, kann sich ein Servicetechniker in einem nächsten Schritt über den QR-Code einloggen und sich in Echtzeit über Parameter wie die Verfügbarkeit des Frequenzumrichters, Umgebungsbedingungen sowie Störungen informieren, um notwendige Wartungsmaßnahmen einzuleiten.

QR-Codes erleichtern auch Servicetechnikern die Arbeit
QR-Codes erleichtern auch Servicetechnikern die Arbeit
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Warum wurden die QR-Codes jetzt eingeführt?

Die Einführung der QR-Codes wurde von Unternehmen der deutschen chemischen Industrie als Anforderung an die Gerätehersteller herangetragen. Denn sie hat nach einer Möglichkeit gesucht, Geräte an ihren Standorten eindeutig zu markieren, um bereits bei seiner Anlieferung dieses scannen und identifizieren zu können und genau zu wissen, wo am Standort das Gerät eingebaut wird. Zuvor wurden entsprechende Kennzeichnungen erst beim Einbau in die Anlage angebracht.

Wie sah konkret die Beteiligung von ABB Motion an der Entwicklung der DIN SPEC 91406 „Auto-ID“ aus?

ABB Motion hat zusammen mit führenden Unternehmen aus der chemischen Industrie sowie Geräte- und Systemlieferanten die DIN SPEC 91406 „Auto-ID“ entwickelt.

In diesem Zusammenhang muss man wissen, dass eine DIN SPEC zwar etwas standardisiert, aber nicht bindend ist. Sie ist quasi die vereinfachte Variante einer DIN-Norm, hat aber große Marktrelevanz. Ein weltweit bedeutendes Chemieunternehmen schreibt beispielsweise seit diesem Jahr in seine Einkaufsbedingungen, dass Produkte nach der DIN SPEC 91406 „Auto-ID“ gekennzeichnet sein müssen.

Werden zukünftig auch Produkte anderer Geschäftsbereiche von ABB mit QR-Codes ausgerüstet?

Der ABB-Geschäftsbereich Motion liefert seit Januar dieses Jahres seine Industrial Drives mit QR-Code aus. Die restlichen Frequenzumrichter-Serien und die Elektromotoren von ABB folgen Stück für Stück. ABB bringt QR-Codes oder RFID auch auf andere Produkte auf. Die QR-Codes beschränken sich nicht auf ein Produkt- oder eine Produktgruppe, sondern sind für alles relevant, was an die späteren Anwender geliefert wird.

Was den Markt angeht, so ist der DIN SPEC-Standard AutoID extra generisch gehalten, damit er explizit nicht nur in der chemischen Industrie zur Anwendung kommt. Außerdem wurde bei ABB ein System entwickelt, das sicherstellt, dass diese QR Codes auch in Jahrzehnten noch die richtigen Daten zum entsprechenden Produkt liefern.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Klipphahn!

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