Die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich zählt über 22'000 Studierende. Sie belegen ihre Vorlesungen und Seminare vorwiegend an den beiden Hauptstandorten der ETH, auf dem Campus im Zentrum der Stadt und auf dem rund fünf Kilometer entfernten Campus Hönggerberg. Seit 2009 verbindet ein Shuttledienst diese beiden Standorte direkt, um einen zeiteffizienten Ortswechsel zu gewähren. Pro Jahr nutzen rund 750'000 Passagiere dieses für Studierende und Mitarbeitende der ETH kostenlose Angebot.
Zuvor mit Dieselbussen bedient
Bislang fuhren drei Dieselbusse für diesen «ETH Link», der von Eurobus betrieben wurde. «Mitte 2019 schrieb die ETH diese Shuttleverbindung zur Neuvergabe aus. Dabei gewichtete sie die ökologische Verträglichkeit des ETH Link hoch, in der öffentlichen Ausschreibung war dieser Aspekt für die Wahl des Betreibers fast so bedeutend wie der offerierte Preis», erklärt Roman Zwicky, Leiter öffentlicher Verkehr bei Eurobus. Auch in der Neuausschreibung überzeugte die Offerte von Eurobus am meisten und erhielt den Zuschlag der ETH.
1:1 ersetzt
Der neue ETH Link sollte zu Beginn des Herbstsemesters 2020 in Betrieb sein. «Wir sind gewissermassen nach dem Prinzip «suchen – ersetzen» vorgegangen», so Zwicky. Gefragt waren also schadstoffarme bis -freie Busse mit einer ebenso grossen Passagierkapazität wie die bisherigen Diesel-Gelenkfahrzeug. Und eine zuverlässige Infrastruktur für deren Betrieb.
Vollelektrischer Gelenkbus für 131 Passagiere
Eurobus wurde beim selben Fahrzeuganbieter fündig, der bereits die Dieselbusse für den ETH Link geliefert hatte. Der neue, vollelektrische Gelenkbus mit einer Länge von 18 Metern kann mit einer voll geladenen Batterie 125 Kilometer weit fahren und bis zu 131 Passagiere transportieren.
Für Schnelllader auf ABB gesetzt
Für die nötige Schnellladestation, um die Batterie der Busse auf dem Hönggerberg nachzuladen, wählte Eurobus die Offerte von ABB aus. «Wir waren von deren Qualität überzeugt und auch davon, dass ABB die Termine einhalten kann und bei Nachfragen rasch reagiert», so Zwicky.
Vier Minuten nachladen
Die installierte Ladestation von ABB weist eine Leistung von 300 Kilowatt auf. Bei jedem Halt beim Busstopp ETH Hönggerberg lädt sie die Traktionsbatterie rund vier Minuten lang nach. «Die Batterien der Busse werden nachts im Depot aufgeladen. So starten sie am Morgen mit voller Kapazität, auch schon vorgeheizt beziehungsweise vorgekühlt», erklärt Zwicky. Die Nachladedauer an der Schnellladestation sei so bemessen, dass die Batterie abends normalerweise noch eine Restkapazität von rund 30 Prozent aufweise – für den Fall, dass der Bus tagsüber auch Fahrten ohne nachzuladen absolvieren muss.
Neues Prinzip für den Stromabnehmer
Bei der Schnellladestation von ABB kommt das «Panto up»-System zum Einsatz. Der Stromabnehmer ist also nicht bei der Ladestation installiert, um sich dort auf den Bus abzusenken, sondern jeder Bus führt einen Stromabnehmer mit sich, der zur Kontaktstelle der Ladestation hochfährt. Im Vergleich zum «Panto down»-Prinzip sind damit zwar eine gewisse Mehrinvestition sowie etwas höheres Gewicht des Busses verbunden, hat aber den Vorteil, dass bei einem allfälligen Problem des Stromabnehmers nicht die Zwischenladung für die ganze Linie ausfällt, sondern nur für den einen Bus, auf dem er installiert ist. Es ist die erste «Panto up»-Installation von ABB in der Schweiz.
eLink nun im regulären Betrieb
Der erste Elektrobus wurde Mitte September in Betrieb genommen, die beiden weiteren folgten bis Ende Oktober. Sie verkehren nun zuverlässig als «ETH eLink», während des Semesters unter der Woche tagsüber alle 15 Minuten ab ETH Zentrum beziehungsweise ETH Hönggerberg.
Rascher als geplant umgesetzt
«Insgesamt konnten wir dieses Projekt erwartungs- und termingerecht umsetzen», so Zwicky. Bei der Abstimmung in einem offenen Standard zwischen Ladestation und Elektrobus gäbe es immer eine Lernkurve, die aber von allen Beteiligten gut bewältigt wurde – und vor allem schnell. «Die Inbetriebsetzung der Ladestation für den Start des eLink mit dem ersten Bus war in zweieinhalb Tagen abgeschlossen, deutlich rascher als geplant.» ABB habe auf Anfragen jeweils schnell reagiert. «Ich bin zuversichtlich, dass sich dieses Vorzeigeprojekt für die Elektrifizierung des Nahverkehrs bewährt», hält Zwicky abschliessend fest.