In der Antike nutzten die Römer und die Türken heiße Quellen, um ihre Bäder und Wohnräume zu heizen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich diese Art der Nutzung soweit, dass im 19. Jahrhundert unterirdische Dampf- und Heißwasserreservoirs angezapft wurden, um ganze Stadtbezirke zu beheizen.
Nutzung der Erdwärme
Erdwärme (geothermische Energie) ist aufgrund ihres sehr niedrigen CO2-Fußabdrucks mittlerweile als bevorzugte Energiequelle auf dem Vormarsch. Technologische Fortschritte in der Prozessleittechnik und Bohrtechnik haben die Erschließung dieser Energiequelle deutlich erleichtert und rentabler gemacht.
Der große Vorteil der Erdwärme besteht darin, dass sich ihre Erschließung ohne die Verbrennung fossiler Brennstoffe realisieren lässt, sodass fast keine Treibhausgasemissionen entstehen. Im Gegensatz zur vom Wetter bzw. von den Sonnenstunden abhängigen Solar- und Windenergie steht die Erdwärme 365 Tage im Jahr rund um die Uhr zur Verfügung.
Um diese Wärmequelle zu erschließen, werden mehrere Tausend Meter tiefe Brunnen gebohrt und anschließend wird Wasser in die entstandenen Risse injiziert. Eine Produktionseinrichtung pumpt den erzeugten Dampf nach oben, und ein mechanisches System führt die Wärme direkt ihrer beabsichtigten Verwendung zu. Anschließend wird erneut gekühltes Wasser in den Boden injiziert, um mehr Dampf zu erzeugen. Sämtliche Verfahren, von der Bohrung über die Wasserinjektion bis hin zu Pumpvorgang und Dampfverteilung, erfordern ein Höchstmaß an Präzision, Überwachung und Steuerung.
Ungarns vielversprechendste Geothermalwasserquellen
Die Stadt Szeged in der pannonischen Tiefebene gilt als Standort einer der vielversprechendsten Geothermalwasserquellen Ungarns. Im Jahr 2011 wurde ein auf Erdwärme basierendes Fernwärmekonzept als energie- und kosteneffizienteste Methode zur Beheizung von Wohn- und Geschäftsgebäuden in der Stadt ermittelt.
Um diese Ressourcen für das neue Fernwärmesystem zu nutzen, entschied sich das Unternehmen Geothermal Services Ltd. zur Bohrung von zwei Brunnen von je 2.000 m Tiefe sowie zwei Rückführungsbrunnen von 1.700 m und 1.250 m Tiefe, die bis in die Erdwärmereservoirs entlang des Pipelinenetzes hinabreichen, um einen stetigen Heißwasserstrom zu erreichen. Nach der Inbetriebnahme sollten diese Brunnen zahlreiche große kommunale Gebäude beheizen, darunter Krankenhäuser, Schulen, Hochschulen, Bibliotheken und Sporthallen.
Die Engineering-Leistungen für das Projekt und die Bereitstellung der benötigten Lösung für elektrische Steuerung, Instrumentierung und Automatisierung sollten im Rahmen eines Ausschreibungsverfahrens beschafft werden. Aus dem langwierigen Auswahlverfahren ging das Team von ABB Process Automation in Ungarn erfolgreich hervor und konnte sich so gegen andere führende Anbieter durchsetzen.
Phase 1 des Fernwärmesystems ist seit November 2013 in Betrieb und versorgt im Winter 25 kommunale Großkunden.