Charles E. L. Brown

Charles E. L. Brown ist ein typisches Kind des industriellen Aufbruchs im ausgehenden 19. Jahrhundert – er ist überzeugt von den unendlichen Möglichkeiten der Technik.


Browns Villa «Römerburg » in Baden, ein romantisches Märchenschloss, ist legendär. Hier besteigt er jeden Morgen sein Hochrad und fährt mit ihm in seine Firma. Auf diesem Hochrad übt er Kunstfahren, und zwar öffentlich, auf dem Schulhausplatz der Stadt Baden. Brown ist fasziniert von allem, was sich bewegt, von Autos und von den frühen Flugzeugen. Am liebsten wäre er selber geflogen, verzichtet aber darauf. Weshalb ist ungewiss, aber alle sind froh darüber. Bei Browns Kurzsichtigkeit wäre das Fliegen nicht gut gegangen. Charles E. L. Brown kennt seinen Wert. «Ich hätte alles werden können», sagt er selbstbewusst von sich, «Musiker, Bildhauer, Maler, ich wäre immer ein grosser Mann geworden».
 
Brown wird am 17. Juni 1863 als ältestes von sechs Kindern der Familie Charles Brown-Pfau in Winterthur geboren. Der Vater, ebenfalls begnadeter Konstrukteur, ist Mitbegründer der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik in Winterthur. Charles besucht das Gymnasium und studiert zusammen mit seinem jüngeren Bruder Sidney am Technikum Win-terthur Maschinentechnik. Bei der Firma Bürgin & Alioth in Basel – BBC wird dieses Unternehmen später übernehmen – macht er ein einjähriges Praktikum. Anschliessend arbeitet er kurze Zeit bei der SLM und wechselt 1884 zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder zur Werkzeug- und Maschinenfabrik Oerlikon. Vater Charles Brown wird hier Chef der elektrotechnischen Abteilung. Nach dem Weggang des Vaters übernimmt der Sohn diese Aufgabe. 1887 heiratet Charles seine Frau Amelie. Er wird Vater von zwei Söhnen und zwei Töchtern. 1891 gründet er zusammen mit seinem Stellvertreter Walter Boveri die BBC. 

Der Lebenskünstler Charles E. Brown verlässt 1911 die BBC. Es gibt noch so viel zu entdecken, auch ausserhalb der Fabrikwände. Brown macht sich auf eine Weltreise und geniesst, was er sieht. 1914 stirbt seine Frau. Zwei Jahre später heiratet er Hilda Goldschmid und zieht nach Montognola im Tessin. Hier wird er erneut Vater, diesmal von zwei Söhnen. Um sie kümmert er sich herzlich und nimmt sich viel Zeit für sie. Technische Fragen interessieren ihn zwar noch, aber anderes beansprucht mehr Raum. Die Kunst, die Poesie und die Musik fesseln ihn – und das sind diejenigen Felder, in denen seine Kinder brillieren. Am 2. Mai 1924 stirbt er an einem Herzschlag – froh und still, wie ein Kind, heisst es an seiner Beerdigung.
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